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Ernst_Meyer_Sailing_Segeltörns


Ernst Meyer Blog:

  • ruft mich an, um neue Törns
     vorzubereiten.

 

 

Ernst Meyer Sailing

Bericht Baltic Sprint Cup 2008:

Wieder einmal klingelte mein Telefon und ein alter 470er-Freund fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, 14 Tage lang quer über die Ostsee eine große Regatta mitzusegeln.

Er erzählte mir vom Vorjahr und ich sagte zu.

Es segelten ca. 70 "Dickschiffe" von 10 bis 25 Meter Länge verschiedenster Bauart und Besatzung von Travemünde über Karlskrona, Klaipeda, Gdynia, Danzig nach Bornholm. Meistens wurde zwei Tage und eine Nacht bis zum nächsten Zielhafen gesegelt. An Land hatten wir dafür 1-2 Tage Verschnaufpause, welche hervorragend genutzt werden konnte, um die Mitsegler sowie Land und Leute kennen zu lernen.

Diese Kombination aus Regattasegeln und dem gesellschaftlichen, kulturellen Aspekt macht diese Veranstaltung zu einer der wertvollsten, die ich kenne.

Beim Segeln möchte ich hervorheben, dass die 100 – 200 sm langen Strecken großen taktischen Spielraum lassen und man auch die selbst ernannten Profis schlagen kann.
Die Nächte sind Ende Juli sehr kurz. Zwischen der Dämmerung kann man jedoch mitten auf dem Meer einen unvergleichlichen Sternenhimmel betrachten, während man sanft über das Meer zu schweben scheint. Bald wechselt die schwarze Nacht im Norden zu einem Stahl-Blau, übergehend in ein wundervolles Morgenrot – einfach schön.
Wer das verpennt ist selber schuld. Außerdem sind das die Augenblicke, wo man wieder die Konkurrenten entdecken kann, wie viel man hoffentlich seinen Vorsprung ausbauen konnte ;)

In jedem Hafen bekommen die Schiffe andere Schiffsnachbarn zugeteilt, so dass jeder leicht mit „Fremden“ in Kontakt kommen kann.
Als Frühaufsteher wollte ich meine Crew nicht aufwecken und bin über die Stege gelaufen, bis ich irgendwo zu einem Morgencafe auf einem Boot eingeladen worden bin. Die meisten Teilnehmer waren sehr freundlich und immer sehr gastfreundschaftlich.
Abends konnte man auch das ein oder andere Bier auf den Schiffen genießen.

Nach jeder Etappe fand vom Veranstalter eine Siegerehrung statt, abhängig von den Sponsoren mit mehr oder weniger Freibier, Buffet und Musik.

Ich habe den gesamten Cup über 14 Tage mitgesegelt. Diese Reise war echt eine Bereicherung. Viele Teilnehmer sind aber aus Zeitgründen nur 1-2 Etappen mitgesegelt.

Wie schon beim Faeder Race erwischte uns eine Flaute kurz vor dem letzten Ziel, so dass wir „nur“ 2. bei den Racern2 geworden sind.

und hier noch die Kurzberichte zu den einzelnen Etappen:

Nach Karlskrona, Schweden:

wie berichtet: 1.Platz , häßliches Kaff, nix los.

Nach Kleipeter, Litauen:

Gesegelt waren wir super mit einem Leebogen Richtung Polen (andere standen viele h in der Flaute). Gleich nach dem Anlegen gegen 22.00 gings in die Dorfdisco. Ich war alleine auf der Tanzfläche, allein als Mann zusammen mit 30 Litasen, eine bildhübscher als die andere ... Aber mit 3 h Schlaf in den letzten 2 Tagen dachte ich, ich checke erstmal die Lage (Wir hatten ja noch 2 weiter Nächte). Ab und zu kamen irgendwelche Schergen an, die denen nicht sehr sympathisch waren - und mir auch nicht, komisch? Ein sehr hungriger Seemann (wie ich früher) hat einfach eine Studentin angequatscht und durfte auch promt mit zu ihr nach Hause. Dort angekommen hat er sogleich brav seine Brieftasche abgeben dürfen - war es das? Ja leider, zum Zuge ist er auch nicht gekommen.

Wie doch teuer und umsonst so dicht beieinander liegen können ;)

So mußte ich meine Taktik umstellen: Am nächsten Morgen lag im Hafen eine hölzerne Zwei-Mast-Gaffel-Catch, die an Gäste verchartert wurde. Nach 2 min war ich an Bord (dt.Besatzung !!!) mit Buffet, Getränken, Kapelle und na klar, wieder mit 30 Litasen (bei der 1. Tour). Diese haben mich dann genötigt, mit ihnen anzustoßen... eine herrliche Flußfahrt mit allem drum und dran, Segel durfte ich auch setzen. Das habe ich dann die ganzen 2 Tage gemacht und bin mit "richtigen" Einheimischen gut ins Gespräch gekommen. Aber ich werde alt: Es ist mir nicht gelungen bei der einen Hochzeitsgesellschaft gleich zum Abendfest miteingeladen zu werden - das wäre mir früher nicht passiert! Aber so konnte ich wie geplant, abends gute Kontakte zu den Seglern pflegen. Der Veranstalter hatte während unserer Hafenzeit das größte Festival der Baltischen Staaten zu uns an die Hafenmole geholt. So daß wir von unserem abgesterrten Bootslieger keine 50 Meter zur Bühne hatten und damit jedes Schiff ein Logenplatz darstellte !

Nach Gdinia, Polen:

Wieder unter den ersten Dreien, Sonne, halber Wind / von hinten.  Dreckskaff !!! Am nächsten Tag Inshore-Races, Up and Down. Nix mit gemütlich geradeaus segeln. Überall wildes Geschrei....

Einlaufen nach Danzig - eine tolle Stadt !!!

Leider hatten wir dort nur einen einzigen Abend, zu wenig...

Dann gings nach Bornholm, letzte Etappe :

Bis die Insel schon zum Greifen nahe war, waren wir wohl noch auf Platz 1. der Gesamtwertung und der Windfinder sagte aktuell konstante Wind voraus. Aber dann mussten wir wenige Meilen vor dem Ziel leider mit ansehen, wie unsere schnelleren Gegner mit dem letzten Restwind es noch vor der Flaute geschafft haben. Diese Etappe war nicht streichbar. So mussten wir diesen 6. Platz reinnehmen und einen besseren Platz streichen, so dass wir im Gesamtergebnis "nur" 2. bei den Racern Gruppe 2 geworden sind - ein toller Platz, doch waren wir kurz nach dem Ziel etwas traurig - bis zum 2. Bier ...

Es folgte eine super Abschlussveranstaltung UND:

Ich habe wohl eine neue Heuer auf einem riesen Carbonschiff als Taktiker. Bei denen bin ich schon mal die Überführung nach Travemünde mitgefahren. Unter Genacker mit 20 kn die Welle rauf zu fahren, ist schon ein geiles Gefühl...

Insgesamt eine seglerische Bereicherung und kulturell einiges Neues kennen gelernt.